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24.11.2025

«Wollen Versorgung im Zürcher Oberland neugestalten»

Andreas Mika (rechts) und Hansjörg Herren zum weiteren Vorgehen nach dem Abstimmungsergebnis am 30. November. (Archivbild)
Andreas Mika (rechts) und Hansjörg Herren zum weiteren Vorgehen nach dem Abstimmungsergebnis am 30. November. (Archivbild) Bild: GZO/ZO24
GZO-Verwaltungsratspräsident Andreas Mika und Direktor Hansjörg Herren zur Frage, was die nächsten Schritte bei einem Ja oder Nein zur Vorlage wären. Und was sie persönlich motiviert, weiterzumachen.

Zürioberland24: Angenommen, die Bevölkerung stimmt der Kapitalerhöhung zu, was sind dann die nächsten Schritte von Seiten GZO?

Hansjörg Herren: Dann sind die Gläubiger im Fokus. Seit Monaten arbeiten wir an der Nachschärfung des Sanierungskonzepts. Diese Arbeiten werden intensiviert – mit dem Ziel eines tragfähigen Nachlassvertrages. 

Angenommen, die Bevölkerung oder grössere Gemeinden im Verbund lehnen die Vorlage ab. Was bedeutet das für das GZO und was sind in dem Fall die ersten Schritte seitens GZO?

Andreas Mika: Dann müssten die Gemeinden nach Alternativen suchen. Die Kapitalerhöhung von 50 Millionen Franken ist ein zentraler Bestandteil des Sanierungskonzepts. Es braucht neben dem Betrieb alle Parteien – sowohl die Gemeinden wie die Gläubiger – um die Nachlassstundung erfolgreich zu beenden.

Der Regierungsrat hatte 2024 zu den 180 Mio. Franken Nein gesagt. Ist aus Sicht der GZO AG denkbar, dass er zu 50 Millionen Ja sagen könnte? Laufen diesbezüglich Gespräche mit der Regierung?

Hansjörg Herren: Wir sind monatlich auf Amtsebene im konstruktiven Austausch mit der Gesundheitsdirektion. Wie kürzlich öffentlich wurde, lehnt die Gesundheitsdirektorin weiterhin eine kantonale Unterstützung des GZO ab. Dies wird bei unseren nächsten Gesprächen sicherlich Thema sein. 

«Das GZO behandelt jährlich 21'000 Notfälle. Wir haben weder Angaben noch Simulationen, wo diese Patientinnen und Patienten kurz- und mittelfristig versorgt würden, sollte das GZO schliessen müssen.»
Andreas Mika, Verwaltungsratspräsident der GZO AG

Die GZO sagte an den Veranstaltungen in den Gemeinden, dass sie nicht wisse, wie der Kanton die Notfälle handhaben wolle, sollte das GZO schliessen. Auf Anfrage von Zürioberland24 wiederholte die Gesundheitsdirektion im November ihr Versprechen, dass die Versorgung im Falle einer Schliessung sichergestellt sei. Was sagen Sie dazu?

Andreas Mika: Das GZO behandelt jährlich 21'000 Notfälle. Wir haben weder Angaben noch Simulationen, wo diese Patientinnen und Patienten kurz- und mittelfristig versorgt würden, sollte das GZO schliessen müssen. Notfälle sind nicht planbar und treten häufig in regionalen Wellen auf – deshalb müssten die Kapazitäten der umliegenden Spitäler ausgebaut werden. Das GZO ist seit Wochen voll ausgelastet, der Notfall konnte sogar zeitweise wegen Überfüllung vom Rettungsdienst nicht mehr angefahren werden.

Bezüglich Neubau haben Sie an den Infoveranstaltungen erwähnt, dass Verhandlungen mit möglichen Geldgebern laufen, um den Bau fertigstellen zu können. Wie sieht es diesbezüglich aus?

Andreas Mika: Wir stehen in Kontakt mit mehreren potenziellen Geldgebern und erhalten positive Signale. Abklärungen mit namhaften Kreditinstituten aus der Region Zürich zeigten bereits im Sommer 2025, dass eine Finanzierung dann möglich ist, sobald eine ausreichende Besicherung gewährleistet werden kann. Wir haben bereits ein konkretes Angebot erhalten, weitere Gespräche laufen.

«Was mich und uns als GZO-Mitarbeitende überzeugt, ist die enorme Sinnhaftigkeit dieser Rettung.»
Hansjörg Herren, GZO-Direktor

Der neue Verwaltungsrat und das Management arbeiten seit Monaten unter enormem Druck. Dieser dürfte, unabhängig vom Ausgang der Abstimmung, weiterhin hoch sein. Was spornt Sie an?

Andreas Mika: Es liegt nahe, dass eine Nachlassstundung kein «Schoggi-Job» ist. Das Überbringen von schwierigen Botschaften und Steine im Weg sind für uns alltäglich geworden. Umso wichtiger ist es, einen klaren Plan und ein Ziel zu haben und diese mit aller Konsequenz zu verfolgen. Dieses Ziel vor Augen hilft, die Extrameile für das GZO zu gehen, auch wenn es manchmal schwierig wird. Das ist ein grosser Teil meiner Motivation.

Hansjörg Herren: Was mich und uns als GZO-Mitarbeitende überzeugt, ist die enorme Sinnhaftigkeit dieser Rettung. Wir sichern ein auf Betriebsebene sehr gut funktionierendes Spital, um danach gemeinsam mit Partnern neue Wege zu gehen. Als finanziell saniertes Spital wollen wir mit anderen Spitälern und Gesundheitsorganisationen die Versorgung im Zürcher Oberland und darüber hinaus neugestalten. So verstehen wir auch unseren Auftrag gegenüber der Bevölkerung und der Politik.

«Die Bevölkerung verfügt über alle abstimmungsrelevanten Informationen. Alle anderslautenden Anschuldigungen weisen wir entschieden zurück.»
Andreas Mika

Kurz vor der Abstimmung wirft die Gesundheitsdirektion der Spitalleitung mangelnde Transparenz und Information gegenüber den Aktionärsgemeinden vor. Was sagen Sie dazu?

Andreas Mika: Im Hinblick auf die Abstimmungen und die entstandenen Diskussionen betonen wir eindeutig: Wir haben jederzeit maximal transparent kommuniziert. Die Bevölkerung verfügt über alle abstimmungsrelevanten Informationen. Alle anderslautenden Anschuldigungen weisen wir entschieden zurück.

Hansjörg Herren: Es ist richtig und wichtig, dass wir bereits jetzt Gespräche zum Spitalverbund sowie zur möglichen Finanzierung der Fertigstellung des Neubaus führen. Beides hat jedoch keinen Einfluss auf die Abstimmung vom 30. November. Die fünf Aktionärsgemeinden, die den Ausschuss bilden, sind durch die regelmässigen Treffen mit der Spitalleitung informiert. Auch über die mündliche Vorsondierung bei der Gesundheitsdirektion, im Sommer 2025, im Hinblick auf eine mögliche Garantie. Zur Sorgfaltspflicht gehört es, während einer Nachlassstundung erneut an verschiedene Türen zu klopfen, auch wenn sie zuvor verschlossen blieben. Diese Sorgfalt werden wir auch in der verbleibenden Zeit der Nachlassstundung wahren, insbesondere mit Blick auf den Nachlassvertrag mit den Gläubigern.

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Im Online-Dossier auf Zürioberland24 findest du viele weitere Beiträge rund um das GZO Spital Wetzikon.

Barbara Tudor
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