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Regional-Wirtschaft
27.08.2025
27.08.2025 19:52 Uhr

«Wir haben Holz in unserer DNA»

Die Firma Bertschinger Innenausbau AG aus Bubikon feiert in diesem Jahr ihr 50-Jahr-Jubiläum.
Die Firma Bertschinger Innenausbau AG aus Bubikon feiert in diesem Jahr ihr 50-Jahr-Jubiläum. Bild: zvg
Im Jahr 1975 legte Urs Bertschinger den Grundstein für die Bertschinger Innenausbau AG. Angefangen als Ein-Mann-Betrieb in Tann in der Gemeinde Dürnten, gehört das Unternehmen aus Bubikon heute mit rund 80 Mitarbeitenden zu den führenden Holzbaubetrieben in der Region. Zürioberland24 hat den Geschäftsführer und einen der Bertschinger-Söhne zum Interview getroffen.

Zürioberland24: Vor 50 Jahren gründete Urs Bertschinger das Unternehmen. Wie hat alles angefangen?

Raphael Bertschinger: Unser Vater begann im Jahr 1975 in einem Keller in Tann mit seiner Selbstständigkeit. Im gleichen Jahr zog er mit seiner Einzelfirma an die Erikastrasse in einen ehemaligen Schweinestall um. Lange Bretter mussten damals durch das Fenster zur Maschine geschoben werden, weil der Platz so eng war.

Seit wann ist das Unternehmen in Bubikon?

Raphael Bertschinger: 1977 zog er aus Platzgründen zuerst an die Erikastrasse in den ehemaligen Schweinestall der Molkerei Ackermann und dann ein paar Jahre später an die Zelgackerstrasse, wo er dann bereits vier Mitarbeiter beschäftigte. 1982 erfolgte der Umzug nach Bubikon. Die Lagerhalle der ehemaligen Baumwollfabrik wurde zu einer Schreinerei umgebaut. Damals wurde auch der erste Lehrling eingestellt.

In den Jahren darauf wuchs das Unternehmen stetig. Was waren wichtige Meilensteine?

Raphael Bertschinger: 1985 bot die Bertschinger Innenausbau AG erstmals Architekturleistungen an, um Neu- und Umbauten aus einer Hand realisieren zu können. Bis heute ist dies – neben dem Holzbau – ein wichtiger Bereich für uns.

Weitere Meilensteine waren der Neubau des Gewerbehauses, der 1990 fertiggestellt wurde, die Anschaffung der ersten CNC-Maschine Ende der 1990er-Jahre und natürlich der Neubau der Elementbauhalle für den Holzbau im Jahr 2010.

Im 2018 verstarb Urs Bertschinger überraschend und das Unternehmen richtete sich neu aus, u.a. mit neuer Geschäftsleitung.

Harry Letsch: Die Neuausrichtung war bereits in Arbeit, als Urs noch lebte. Es ging darum, Strukturen zu bereinigen und das Unternehmen auf ihre heutige Grösse mit rund 80 Mitarbeitenden und gezielt auf die Kundenbedürfnisse auszurichten. Urs begleitete diesen Prozess aktiv mit und war sehr offen für Veränderungen. Durch den unerwarteten Tod setzten wir die Neuausrichtung nur früher um als geplant.

«Es ist uns wichtig, unsere Kunden ganzheitlich zu begleiten – angefangen von der Beratung über die Planung und Ausführung bis zu einem stimmigen Abschluss mit Übergabe.»
Harry Letsch, Geschäftsführer der Bertschinger Innenausbau AG

Zur Neuausrichtung gehörte auch die Positionierung als Gesamtanbieter. Was heisst das?

Harry Letsch: Es ist uns wichtig, unsere Kunden ganzheitlich zu begleiten – angefangen von der Beratung über die Planung und Ausführung bis zu einem stimmigen Abschluss mit Übergabe. Unsere Kunden haben über den ganzen Prozess einen Ansprechpartner, der sie kennt und ihre Sprache spricht. Gerade bei grösseren Projekten begleitet man die Menschen über einen längeren Zeitraum und lernt sie näher kennen. Das ermöglicht nicht nur kurze Kommunikationswege und ist effizient, einen Ansprechpartner zu haben entlastet auch die Kunden ungemein.

Sie haben selbst die Lehre als Schreiner bei Bertschinger absolviert und sind heute Geschäftsführer. Wie kam’s dazu?

Harry Letsch: Urs Bertschinger war wie ein Mentor für mich. Nach der Lehre ging ich ein paar Jahre weg, um in anderen Betrieben Erfahrungen zu sammeln. Doch eines Tages rief Urs mich an und sagte: «Du musst zurückkommen!» Es war keine Frage, es war eher ein Befehl (lacht).

Sie leiten das Unternehmen und sind gleichzeitig Teilhaber. Matthias und Raphael Bertschinger sind ebenfalls Teilhaber und aktiv im Geschäft. Knallt’s da auch mal?

Harry Letsch: Wir kennen uns lange, wissen um die Eigenheiten, Stärken und Schwächen jedes Einzelnen und vertrauen uns tief. Natürlich sind wir nicht immer gleicher Meinung. Wir diskutieren – immer mit Respekt – kommen aber auch zügig zum Punkt und treffen Entscheide gemeinsam. Ich denke, das macht uns aus.

Die Geschäftsleitung der Bertschinger Innenausbau AG (v.l.): Harry Letsch, Matthias Bertschinger, Roger Bosshard, Dominik Gehrig, Roland Rossi. Bild: zvg

Was ist aktuell besonders gefragt?

Raphael Bertschinger: Wir stellen eine erhöhte Nachfrage nach der Planung und Umsetzung von Grossraum-Büros und Co-Working-Spaces fest. Gerade haben wir ein tolles grösseres Projekt in der Stadt Zürich abgeschlossen. Das Element Holz war dem Kunden enorm wichtig. Es ging dabei um Formen, Farben, Materialien und natürlich auch um wichtige Aspekte wie die Akustik.

Harry Letsch: Wir werden vermehrt von Familien und Erbgemeinschaften kontaktiert, die ein Grundstück oder eine Immobilie gelungen in die Zukunft führen möchten. Man spürt, dass sie sich viele Gedanken machen – gerade bei Objekten mit Geschichte. Da sind Feingefühl und das Einfangen der Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder ganz wichtig.

Auch die Bertschinger Immobilien AG, die von den drei Brüdern Patrick, Raphael und Matthias geleitet wird und über die wir eigene Immobilien erstellen, vermieten und verkaufen, entwickelt sich erfreulich.

Kann man Bertschinger aber auch für kleine Aufträge buchen?

Harry Letsch: Auf jeden Fall! Ob Neubau, Badumbau oder einfach der Ersatz einer defekten Holzleiste oder Schublade in der Küche – jeder einzelne Auftrag ist gleichbedeutend und wir kümmern uns mit Freude darum.

«Das Wichtigste sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie sind die Wurzeln des Bertschinger-Baums.»
Harry Letsch

Was ist spannender: Neubau oder Umbau?

Raphael Bertschinger: Beides ist interessant. Das Besondere an Neubauten ist der ganze Entwicklungsprozess, den man mit dem Kunden gemeinsam durchläuft. Dabei sind unsere Erfahrung – auch was Behördengänge anbelangt – und planerische Fähigkeiten gefragt. Bei Umbauten stehen unsere Kreativität und unsere Flexibilität im Vordergrund. Denn bei einem Umbau kann es immer mal zu Überraschungen vor Ort kommen.

«Für unsere Kunden die Extrameile zu gehen und sie mit unserer Kreativität und Erfahrung zu begeistern, das spornt mich an.»
Raphael Bertschinger, Teilhaber und Projektleiter

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Harry Letsch: Für unsere Kunden weiterhin ein verlässlicher Ansprechpartner in der Region sein, mit Qualität und Service überzeugen – immer im Bewusst sein, dass das alles nur möglich ist dank unseren engagierten Mitarbeitenden. Sie sind die Wurzeln des Bertschinger-Baums.

Raphael Bertschinger: Für unsere Kunden wollen wir auch in Zukunft die Extrameile gehen und sie mit unserer Kreativität und unserer Erfahrung begeistern. Das spornt mich an.

Letzte Frage: Was fasziniert Sie an der Materie Holz?

Harry Letsch: Die Wärme, die Farben, der Charakter. Jedes Brett ist anders, einzigartig. Für mich ist es das schönste Material überhaupt.

Raphael Bertschinger: Für mich sind es die unglaublich vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Ich bin immer wieder fasziniert, was man mit diesem nachhaltigen Material alles machen kann. Wir haben einfach Holz in unserer DNA.

Tag der offenen Tür

Am Samstag, 13. September 2025 lädt die Firma Bertschinger Innenausbau AG zum grossen Tag der offenen Tür ein. Die Besucherinnen und Besucher haben an dem Tag die Möglichkeit, Einblicke in die Produktion zu gewinnen. Für Unterhaltung sorgt unter anderem das Harassen-Stapeln, ein XXL-Sandkasten, ein Karussell und ein Photobus. Dazu gibt’s kulinarische Genüsse und Live-Musik.

www.bertschingerag.ch

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Barbara Tudor