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Schweiz
10.12.2024
11.12.2024 06:27 Uhr

Inflation sinkt schneller als erwartet

Laut Comparis sind die Richtzinsen für zehnjährige Festhypotheken seit Jahresbeginn gesunken. (Archivbild)
Laut Comparis sind die Richtzinsen für zehnjährige Festhypotheken seit Jahresbeginn gesunken. (Archivbild) Bild: KEYSTONE/ARNO BALZARINI
Die Richtzinsen für 10-jährige Festhypotheken sind seit Jahresbeginn deutlich gesunken – von 2,26 % auf 1,55 %. Auch die Rendite für 10-jährige Bundesobligationen hat sich gemäss der Comparis-Hypothekarzinsprognose nahezu gedrittelt,

Die Richtzinsen für zehnjährige Festhypotheken sind auf 1,55 % gesunken (Stand 6. Dezember), deutlich niedriger als die 2,26 % zu Jahresbeginn. Auch die Refinanzierungskosten der Banken (Swaps) und die Rendite für 10-jährige Bundesobligationen sind stark gefallen. Die Inflation in der Schweiz liegt seit September unter 1 %.

Mindestens 2 weitere Zinssenkungen in aktuellen Preisen enthalten 

Die Zinssätze für Festhypotheken aller Laufzeiten sind gerade in den letzten 6 Monaten stetig gefallen. Die Inflation ist deutlich schneller geschrumpft, als zunächst erwartet worden war. Ein starker Franken begünstigte diese Entwicklung, wirkte sich aber negativ auf die Exportindustrie aus. Um die Frankenaufwertung zu dämpfen, reduzierte die Schweizerische Notenbank (SNB) seit ihrer ersten Zinssenkung im März noch zweimal den Leitzins um jeweils 0,25 Prozentpunkte auf 1 Prozent. Zum Vergleich: Anfang des Jahres betrug der SNB-Leitzins noch 1,75 Prozent.

«Die Inflation entwickelt sich nun doch schneller zurück, als zunächst erwartet worden war. Die stark gefallenen Richtzinsen für Festhypotheken deuten darauf hin, dass die SNB ihren Zinssenkungszyklus fortsetzt. In den aktuellen Preisen sind bereits mindestens 2 weitere Zinssenkungen enthalten. Gerade die Richtzinsen für Festhypotheken mit längeren Laufzeiten reagieren dann am Tag des Zinsentscheides nicht mehr», sagt Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert.

Bis Ende Juni 2025 dürften sich die Richtzinsen für 10-jährige Festhypotheken in einer Zinsspanne von 1,45 bis 1,65 Prozent bewegen. Bei den Richtzinsen für 5-jährige Festhypotheken geht er von einer Zinsspanne von 1,30 bis 1,45 Prozent aus. 

Hypothekarischer Referenzzinssatz dürfte 2025 wieder sinken

Der hypothekarische Referenzzinssatz ermittelt sich aus dem durchschnittlichen Zinssatz der ausstehenden inländischen Hypothekenforderungen bei Banken. Aufgrund stark gestiegener Hypothekarzinsen erhöhte er sich 2023 in 2 Schritten von 1,25 Prozent auf 1,75 Prozent. Damit verbunden waren Mietpreissteigerungen durch die Vermieterschaft. Mit den stark rückläufigen Hypothekarzinsen dürfte der hypothekarische Referenzzins 2025 aber wieder sinken, und betroffene Mieterinnen und Mieter hätten Anspruch auf Mietpreissenkungen.

«Zur grossen Überraschung vieler, haben sich die teils markanten Erhöhungen der Bestandsmieten aus 2 Erhöhungen des hypothekarischen Referenzzinssatzes nur in sehr bescheidenem Umfang auf die Inflation ausgewirkt. Sollten Ansprüche der Mieterschaft aufgrund des gesunkenen hypothekarischen Referenzzinssatzes geltend gemacht werden, ist daher auch nur mit geringen Effekten zu rechnen. Umgekehrt sind Neumieterinnen und Neumieter aufgrund knappen Wohnraums mit anhaltend steigenden Angebotsmieten konfrontiert. Steigende Mieten sind und bleiben auch in Zukunft ein bedeutender Inflationstreiber», meint Renkert.

Weitere Zinssenkungen durch die SNB erwartet 

Die SNB entscheidet in dieser Woche über weitere Zinsschritte. Ungewöhnlich bei der letzten geldpolitischen Sitzung im September war, dass die SNB bereits erste Andeutungen auf weitere mögliche Zinssenkungen gemacht hatte. Sie befürchtet, dass die Inflationsrate stärker als gewünscht fallen könnte und sich deflationäre Entwicklungen negativ auf die Konjunktur auswirken könnten. Daher gehen die Marktbeobachter davon aus, dass eine Zinssenkung auf 0,75 Prozentpunkte sehr wahrscheinlich ist und noch weitere Zinssenkungen im nächsten Jahr folgen könnten. 

Wesentlich für die Inflation ist auch die Entwicklung des Wechselkurses, da ein starker Franken die Importwaren aus dem Ausland verbilligt und umgekehrt. Der Franken hat sich gegenüber dem Euro markant aufgewertet. «Grosse Länder wie Deutschland sind mit strukturellen und konjunkturellen Schwierigkeiten konfrontiert. Gefahren drohen wichtigen Schlüsselindustrien wie etwa der Automobilindustrie, die sich einer starken Konkurrenz aus China bei der Umstellung auf Elektromobilität gegenübersieht», so Renkert. Gegenüber dem US-Dollar hat sich der Schweizer Franken jüngst wieder abgewertet. Es werden Zweifel laut, ob die US-Notenbank (Fed) an ihrem Zinssenkungszyklus festhält. Jüngst hat sich die Inflationsrate wieder erhöht und liegt im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat bei 2,6 Prozent und damit deutlich oberhalb der angestrebten 2 Prozent. «Zudem bestehen Unsicherheiten, wie stark die neue US-Regierung die angekündigten Zölle auf ausländische Importwaren erhöht und wie die betroffenen Länder darauf reagieren», sagt der Comparis-Experte.

«Neben den bestehenden geopolitischen Risiken ist nun mit dem anstehenden Regierungswechsel in den USA Unsicherheit über die zukünftige Wirtschaftspolitik hinzugekommen. Sollten die USA, wie schon gegenüber Mexiko, Kanada und China angekündigt, in grösserem Umfang die Zölle auf Importwaren markant erhöhen, sind Gegenreaktionen der betroffenen Länder zu befürchten. Höhere Zölle verteuern die importierten Waren und drohen die hiesige Inflation anzuheizen», warnt Renkert.

Zürioberland24/gg